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Exquisite Bildkunst

"Zur Geschichte der Moderne gehört auch die Entdeckung von verschiedenen Erzählungen des Materials. Besonders hellhörig für die Stimmen der Substanzen waren die Künstler nach der Weltkriegskatastrophe, als die Alltagskultur die glatten, aseptischen Plastikkunststoffe als Merkmal der Wiederaufbau- und Wohlstandsphase massenhaft verwendete. Als Antwort auf diesen Wirtschaftswunder- Minimalismus, der in die heutige Techniksterilität mündete, könnte man die am Ruinösen orientierte Ästhetik des in Berlin und München arbeitenden Malers Peter Grosz sehen. Seine Bilder sind Sinfonien für geschulte Augen, die Scannern gleich die feinen Schichtungen, reizvollen Rauheiten und melancholischen Melodien des brüchigen Liniengespinstes abzutasten und zu erfühlen verstehen. Das ist exquisite Bildkunst für visuelle Fein-schmecker, gleichsam eine Partitur sensibler künstlerischer Poesie. Diese Bilder sind irgendwie nie ganz fertig, sie zeigen Stationen bildnerischer Fühlprozesse: Teile des Werks werden collagiert, wieder abgerissen, geklebt oder neu zusammen-gesetzt. Für Peter Grosz ist das Bild ein klingender Raum, erfüllt mit frei schwingenden, zart versponnenen Signalen.


Dr. Anton Gugg in: ´Weltkunst´ Kunst in Salzburg Ausgabe Sommer 2015